Herzensarbeit

Herzensarbeit

Ganz unvermittelt fragte Atos den Drachen: „Glaubst Du, dass man um die Liebe kämpfen muss?“
„Nein“ antwortete der Drache. „Um die Liebe muss man nicht kämpfen. Aber es hilft, wenn man mutig ist. Und mutig sind die, die die Liebe erkennen. Und dann ist es ratsam, den Samen der Liebe zu pflegen und zu hegen. Damit er zu einer kräftigen und lebendigen Pflanze heranwachsen kann. Kämpfen kann man um Pflanzen nicht. Pflanzen brauchen Pflege. Und Geduld. Dann gedeihen Sie von ganz von alleine. Und was kann schöner sein, als den Früchten der Herzensarbeit beim Gedeihen zuzuschauen?“

„Aber was ist,“ fragte Atos „wenn die Liebe in Gefahr ist? Was ist, wenn Zerstörung droht?“

„Nichts“ antwortete der Drache, „ist stärker als die Liebe. Es gibt keine Macht auf dieser Erde, die stärker ist als die Macht der Liebe. Wir alle, jedes Wesen, ist aus Liebe entstanden und so ist sie für immer und in alle Ewigkeit der Kern unseres Daseins. Sie ist unzerstörbar. Wir kommen aus der Liebe und wenn wir gehen, dann gehen wir zu ihr. Zu unseren Lebzeiten hält und beschützt sie uns. Wir müssen sie nicht beschützen. Sie beschützt uns.“

Mit diesen Worten verabschiedete sich der Drache von Atos. Er rollte seinen massigen Körper zusammen, blinzelte ihm noch einmal zu und entschwand ins Land der Träume.

Atos dachte noch lange über die Worte des weisen Drachens nach. Das Gesagte hallte in ihm wieder und erfüllte sein Inneres mit einer vertrauten Geborgenheit. Und mit diesem behaglichen Gefühl rollte auch er sich zum Schlafen zusammen. Er kuschelte sich an die von der Abendsonne noch warmen Drachenschuppen und fiel in einen ruhigen und geruhsamen Schlaf.